Verkehrskonzept als Daueraufführung: Viel Gerede, kein Plan!

05.Dez.2025 /P-headli.-cont.-red./471[163(38-22)]/CLA-307/46-2025

Bürgerbeteiligung statt Schubladenpläne: Zeit für Transparenz!

Die unendliche Geschichte des Verkehrskonzepts

Crivitz – eine Stadt und Grundzentrum der Entwicklung, die seit Jahren über ihr Verkehrskonzept spricht, ohne jemals eines zu besitzen. Was für andere Kommunen selbstverständlich ist – eine klare Planung für Mobilität, Parken, Sicherheit und Lebensqualität – bleibt hier ein Phantom. Statt eines durchdachten Konzeptes gibt es Ankündigungen, Umdeutungen, Versprechen und Streit. Die Bürger erleben eine Endlosschleife, in der Ideen auftauchen, verschwinden und wieder neu verpackt werden.

Was ist ein Verkehrskonzept – und warum braucht Crivitz endlich eins?

Ein Verkehrskonzept ist kein einzelnes Schild, keine spontane Tempo-30-Zone und auch keine Einbahnstraße, die plötzlich auftaucht. Es ist ein durchdachter Plan, mit dem eine Stadt wie Crivitz ihre Mobilität langfristig gestalten kann – für alle, die sich hier bewegen: Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger, Menschen mit Rollatoren, Kinder auf dem Schulweg und Pendler im Bus.

Ein gutes Verkehrskonzept beginnt mit einer gründlichen Analyse: Wie viele Fahrzeuge sind unterwegs? Wo entstehen Staus? Wo fehlen sichere Übergänge? Wie laut ist es in den Wohngebieten? Wo gibt es zu wenig Parkplätze – und wo zu viele? Fachleute zählen, messen, beobachten und sprechen mit den Menschen vor Ort. Denn nur wer weiß, wie der Verkehr wirklich funktioniert, kann ihn sinnvoll verändern.

Dann geht es um die Planung: Wo sollen Autos fahren – und wo besser nicht? Welche Straßen brauchen Tempo 30, welche sichere Radwege? Wie können Fußgänger sicher über die Straße kommen, auch mit Rollstuhl oder Kinderwagen? Wo fehlen Parkplätze für Anwohner, Kunden oder Pendler – und wie kann man sie schaffen, ohne andere zu verdrängen? Ein Verkehrskonzept denkt auch an die Zukunft: Wie entwickelt sich Crivitz in den nächsten Jahren? Wo entstehen neue Wohngebiete, wo neue Gewerbeflächen? Wie kann der öffentliche Nahverkehr besser angebunden werden? Wie lassen sich Lärm und Abgase reduzieren, damit die Stadt lebenswerter wird?

Und vor allem: Ein Verkehrskonzept entsteht nicht im stillen Kämmerlein. Es braucht die Menschen, die hier leben. Bürgerinnen und Bürger müssen gefragt, gehört und ernst genommen werden. In Workshops, Umfragen oder öffentlichen Versammlungen können sie sagen, was sie brauchen – und was nicht funktioniert. Denn wer täglich durch Crivitz läuft, fährt oder radelt, weiß oft besser, wo es hakt, als jeder Ausschuss. Vor allem aber: Es ist ein Werkzeug, das Bürgerbeteiligung und Fachwissen zusammenführt, um eine Stadt lebenswerter und sicherer zu machen.

Doch in Crivitz fehlt genau das. Stattdessen erleben die Bürger seit Jahren eine Abfolge von Versprechen und Vertagungen.

Chronologie der Versprechen und Vertagungen

  • 2018: Erste Beratungen über ein Parkplatzkonzept. Bürgerbefragungen zeigen den Wunsch nach längeren Parkzeiten. Beschluss: Zwei Stunden Parkzeit in der Großen Straße. Doch ein echtes Konzept entsteht nicht.
  • 2021: Die CDU-Fraktion fordert ein Parkraumkonzept. Karina Reinke bringt den Antrag ein. Doch Andrea Rüß von der CWG – Crivitz erklärt, es brauche mehr – ein Verkehrskonzept. Gemeinsam mit DIE LINKE wird der Antrag kurzerhand umgedeutet. Aus „Parkraumkonzept“ wird „Verkehrskonzept“. Beschluss: Ein Verkehrskonzept soll erstellt werden. Doch nichts geschieht.
  • 2022–2024: Schweigen. Keine Fortschritte, keine Bürgerbeteiligung, keine Fachplanung. Stattdessen einzelne Tempo-30-Zonen – im Vogelviertel, in der Lindenallee, in der Parchimer Straße. Maßnahmen ohne Gesamtrahmen.
  • 2025: Plötzlich tauchen neue Vorstellungen auf: Einbahnstraßenregelungen für Bergstraße, Seestraße, Fischerstraße, Gartenstraße. Ersatzparkplätze auf dem alten SPAR-Markt. Eine 30-km/h-Zone in der Weinbergstraße. Bürgerinitiative formiert sich, protestiert und sammelt Unterschriften.

Die Sitzung des Bauausschusses am im September 2025

An diesem Tag sollte endlich über das Verkehrskonzept beraten werden. Doch die Sitzung wurde zum Sinnbild der Misere. Herr Andreas Rüß ( CWG- Crivitz), der 2021 den entscheidenden Änderungsantrag stellte, war diesmal nicht Teil der Sitzung. Seine Rolle bleibt dennoch zentral: Er war es, der das Parkraumkonzept in ein Verkehrskonzept integrierte und verwandelte – ein Schritt, der großspurig wirkte, aber bis heute ohne Substanz blieb. Herr Alexander Gamm ( CWG – Crivitz), Bauausschußmitglied, Ehemann der Bürgermeisterin Frau Britta Brusch-Gamm (CWG – Crivitz) und Vorsitzender der Arbeitsgruppe Wärme und Energie, fiel weniger durch Fachbeiträge als durch verbale Ausfälle auf. Zeugenaussagen berichten von Beschimpfungen gegenüber Ausschussmitgliedern und Bürgern. Statt Sachlichkeit dominierten persönliche Angriffe.

Herr Michael Renker, Vorsitzender des Bauausschusses, war der einzige, der überhaupt konkrete Vorstellungen vortrug. Er sprach von Tempo-30-Zonen, von Einbahnstraßenregelungen, von Parktaschen in der Eichholzstraße. Er präsentierte eine Flurkarte – notdürftig, aber immerhin es ist ein Ansatz. Doch auch seine Vorschläge blieben Stückwerk: Ersatzparkplätze auf dem alten SPAR-Markt, sollten halb vermietet, halb zeitlich begrenzt werden, sollten die wegfallenden Stellplätze am Marktplatz kompensieren. Eine Rechnung, die nicht aufgeht.

Welche Vorstellungen existieren?

Die Bürger müssen wissen, was überhaupt diskutiert wird:

Da von Seiten des Bauausschusses der Stadt Crivitz keinerlei offizielles Material zu den in der Sitzung besprochenen Inhalten veröffentlicht wurde und selbst das Protokoll keine sachlichen Hinweise enthält, wurde eine anschauliche Skizze erstellt. Sie fasst die wesentlichen Punkte der Diskussion zusammen und macht die geplanten Maßnahmen sichtbar.
Die Darstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern dient allein dazu, die besprochenen Inhalte für die Bürger verständlich zu veranschaulichen.
  • Einbahnstraßen: Bergstraße, Seestraße, Fischerstraße, Gartenstraße, Mauerstraße, Grüne Straße sollen umgewandelt werden.
  • Tempo-30-Zonen: Weinbergstraße, Geschwister-Scholl-Platz, weitere Straßenzüge.
  • Marktplatz: Wegfall von 32 Stellplätzen, Ersatz durch 26 Plätze auf dem alten SPAR-Markt – davon 13 vermietet, 13 zeitlich begrenzt.
  • Parktaschen: Einrichtung in der Eichholzstraße, trotz anderwertige Vorstellungen der Anwohner.
  • Barrierefreiheit: Fehlende Querungsmöglichkeiten, unzureichende Gehwegbreiten, rutschige Beläge – bislang ohne Lösung.

Seit Jahren erleben die Bürger das Gleiche: Es gibt keine Unterlagen, keine Karten, keine Pläne. Alles bleibt hinter verschlossenen Türen – die Öffentlichkeit erfährt nur Bruchstücke. Auch diesmal veröffentlichte der Bauausschuss der Stadt Crivitz keinerlei Material zu den Planungen, weder Karten noch erläuternde Hinweise. Die Stadtspitze hüllt sich weiterhin in Schweigen und hält die Details im Verborgenen.Trotz dieser Informationslücke hat sich eine Bürgerinitiative gebildet. Sie reagierte auf die mündlichen Darstellungen in der Sitzung und machte ihre Kritik öffentlich. Damit wurde deutlich: Auch ohne offizielle Informationen sind die Menschen aufmerksam und bereit, sich einzubringen. Die Initiative zeigt, dass Transparenz und Beteiligung eingefordert werden – selbst dann, wenn die Verwaltung keine Unterlagen bereitstellt.

Ein Konzept, das keines ist!

All diese Vorstellungen zeigen: Es gibt keine Gesamtschau, kein durchdachtes Konzept. Stattdessen Stückwerk, Umdeutungen, politische Manöver und Streit. Die Bürger erleben eine Endlosschleife, in der Ideen auftauchen und verschwinden, ohne jemals zu einem echten Plan zu werden. Ein Verkehrskonzept ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Es ist Zeit, dass Crivitz endlich den Schritt wagt: mit Fachplanern, mit Bürgerbeteiligung, mit Mut zur Veränderung. Die Bürger haben ein Recht darauf zu wissen, welche Vorstellungen existieren – und ein Recht darauf, dass diese Vorstellungen endlich in ein echtes Konzept münden.

Fazit: