Der große Tauchgang durch Crivitzer Haushaltsfluten!

01.Juli 2025 /P-headli.-cont.-red./455[163(38-22)]/CLA-291/30-2025

Crivitz, einst bekannt für seinen kommenden Windpark mit 20 Windmühlen – hochmoderne Hoffnungsschleudern: Sie drehen sich bald, also wird’s wohl irgendwann besser –, den Crivitzer See und den berühmten Fischregen von 1792, hat ein neues Naturwunder hervorgebracht: die wundersame Verwandlung einer Leihgabe in eine steuerfinanzierte Skulptur – ganz ohne Kaufbeschluss. Ein politisches Possenspiel der besonderen Art, garniert mit einem Hauch Magie, einer Prise Vernebelung und einer satten Portion Haushaltszauberei.

Akt 1 – Die Leihgabe, die keiner kaufen wollte (öffentlich)!

Man schreibt das Jahr 2017. Ein Künstler – Heiko Voß, seines Zeichens stahlblauer Schmied und leidenschaftlicher Angler – stellt mit viel Herz und Hammerschwung ein Monument aus Metall auf. Der „Crivitzer Fischregen“. 3,50 Meter Höhe, 300 Kilogramm wiegend, Symbol für einen historischen Wetterkapriolen-Fang, eine Hommage an die Stadtgeschichte. Die Skulptur ist offiziell eine Leihgabe, freundlich überlassen – wie ein Buch von der Nachbarin. Eine wirklich tolle Initiative und Sache!

Die Stadt Crivitz nimmt sich im Jahr 2017 vor: Vielleicht kaufen wir sie später mal. Vielleicht. Wenn es passt. Wenn wir Geld haben. Und so bleibt der Fischregen am See. Still. Majestätisch. Und ganz klar: nicht gekauft.

Akt 2 – Das Programm „Lebendige Innenstädte“: Wie aus Innenstadtbelebung Fischregenfinanzierung wurde!

Schnitt: Oktober 2023. Aus dem Nichts taucht in der Stadtvertretung ein Grundsatzbeschluss auf. Die Bürgermeisterin – nennen wir sie stilvoll „Kapitänin des fiskalen Fischzugs“ – lässt durchblicken, man wolle die Skulptur nun doch kaufen. Und zwar, welch originelle Wendung, aus einem Fördertopf für Citymanagement, offiziell betitelt „Re-Start Lebendige Innenstädte M-V“.

Was hat das Förderprogramm ursprünglich auf der Agenda? Na sowas wie:

  • Mehr Menschen in die Innenstadt bringen.
  • Den Einzelhandel stärken.
  • Veranstaltungen fördern.

Was steht nicht drin? Skulpturen kaufen.

Aber man ist kreativ in Crivitz. Und wenn man einen Förderfisch nicht durch die Vordertür bekommt, dann eben durch den Hintereingang.

Akt 3 – Der Fisch, der nie besprochen wurde!

Der Clou an der Geschichte? Niemand wusste davon. Weder der Kulturausschuss, noch die Stadtvertreter im Jahr 2023, noch die Opposition. Keine Beschlussfassung. Keine Vorlage im Vorfeld. Keine öffentliche Debatte. Nur ein fertiger Antrag an das Ministerium, der – wie durch göttliche Eingebung – bereits vor der offiziellen Vorstellung ausgefüllt war. Der Ausschuss fragt nach Details? Antwort: „Chefsache.“ Die CDU? Still, wie immer! Die LINKE/Heine? Diszipliniert und tief schweigend. Der Rest? Ahnungslos.

Und dann, kaum war der Tagesordnungspunkt durchgenickt, erscheint auf der Stadtseite ein hübsch formulierter Projekttext mit dem Titel „Crivitz MITTENDRIN – Auf der Spur der Fische“. Gut gebrütet im stillen Becken des Bürgermeisteramts, serviert nach 21 Uhr.

Akt 4 – Der Schatz im Abschlussbericht

Der Höhepunkt dieser satirischen Fabel findet sich nicht in einem Theaterstück, sondern – ganz bürokratisch – im Jahresabschluss 2022. Dort, versteckt zwischen Amtsdrucksachen und Buchungssätzen, liest man plötzlich: > Zugang / Erwerb Stahlskulptur „Fischregen“11.305,00 €.Und niemand hatte’s gemerkt! Der Fischregen war plötzlich nicht mehr verliehen – er gehörte uns! Ganz offiziell. Ganz haushaltswirksam. Plus jährliche Abschreibung von 1.490,77 € bis 2030 die jährlich erwirtschaftet werden müssen. Für einen Fischregen, der offiziell nie gekauft wurde.

Und zur Garnierung: Eine Spende der Raiffeisenbank über 1.000 € „zweckgebunden für die Skulptur“ für die Wartung!

Akt 5 – Ein Fischregen wie kein anderer!

Während für die Crivitzer Friedensglocke mühsam Spenden gesammelt wurden – von Bürgern, für Bürger – taucht hier ein Steuergeld-finanzierter Fischregen auf, den niemand bestellt hat, den niemand genehmigt hat, dessen Kauf aber längst erfolgt war. Fast schon märchenhaft, wenn es nicht traurig-komisch wäre.

Und jetzt? Jetzt steht er da. Am See. Als Denkmal für:- intransparente Verwaltungskultur,-überraschende Haushaltspositionen,-und für eine politische Ironie, die selbst Loriot Respekt abgenötigt hätte. Wenn du demnächst an der Promenade entlangspazierst und die Sonne auf die verzinkten Flanken der Skulptur scheint, dann nick ihm zu – diesem legendären Fischregen. Er hat mehr erlebt als so mancher Stadtvertreter je erfahren durfte.